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Karpfenrausch

Alles begann mit einem geplanten Ansitz von meinem Bruder Nils, Robin Illner, Jörg Ulrich und mir. Wir fütterten eine Stelle an einem uns noch nicht so sehr bekannten See vier Tage lang ein wenig Partikel an. 1kg pro Tag reichte hier völlig, denn weniger ist ja oft mehr. Am nächsten Wochenende saßen wir dann mit vier Mann als Zweierteams am Wasser. Während ich mit Jörg fischte, angelten einige Meter weiter oben am See Nils und Robin. Die beiden konnten ein paar schöne Brassen landen sowie einen kleinen Karpfen. Zunächst fischte ich auch mit Maden relativ ufernah und konnte bereits nach kurzer Zeit einen gewaltigen Brassen haken, der jedoch nach kurzem Drill ausschlitzte. Ich fluchte, was mein Wortschatz so her gab. Nach einem zweiten Aussteiger nah am Ufer ging ich ein paar Meter weiter raus und bot zwei kleine Maiskörner an. Es passierte zunächst nichts. Erst am nächsten Morgen wurde meine 1 1/2 lb Rute sehr sanft aus dem Halter gerissen. Ein Karpfen hatte Fahrt in Richtung Seemitte aufgenommen. Auch dieser kaum zu haltende Fisch schlitze nach einer ca 50m langen Flucht aus. Meine Laune senkte sich gegen nicht mehr vorhanden. Um es kurz zu machen. Ich hakte noch einen gewaltigen Karpfen, der sich aber auch in versunkenen Ästen verabschiedete. Alle Rettungsversuche scheiterten, weil der Uferbereich mit einer gewaltigen Schlammschicht bedeckt ist. Dies musste ich dann leidvoll erfahren, als ich versuchte, dem Fisch entgegen zu waten. Hätte Jörg mich nicht mit einem Riesenast aus dem Modder gezogen, würde ich dort wahrscheinlich immer noch fest stecken.



Dieser 15-Pfünder war der Auftakt der Sternstunde 



Als ich im Auto auf dem Rückweg war, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. So viele und grosse Fische an einem Tag dran und doch verloren, das kann normal gar nicht wahr sein. Nils und Robin hatten so gut wie keine Aussteiger und haben recht ordentlich gefangen. Die beiden hatten hauptsächlich mit Maden gefischt und deswegen wahrscheinlich fast nur Brassen erwischt. Ich musste nochmal hin! Also fuhr ich nach Hause, um ein paar Stunden zu schlafen und etwas zu essen. Noch am selben Abend saß ich wieder am Wasser, diesmal an dem Platz, an dem zuvor Nils und Robin saßen. Von hier aus war das versunkene Geäst soweit weg, dass es auch ein Weltrekordkarpfen am leichten Gerät nicht dorthin schaffen würde. Diesmal wollte ich kein Risiko eingehen. Um Aussschlitzern vorzubeugen, bot ich meine Maiskörner und Kichererbsen diesmal am Haar an. Ich fütterte an diesem Abend nur vier apfelsinengrosse Ballen Trockenfutter mit einigen wenigen Partikeln an, den Rest erledigte ein 60gr schwerer Futterkorb an der Selbsthakmontage. Nun konnten die Fische kommen. Stundenlang passierte nichts, erst gegen 2 Uhr morgens hing der erste Fisch am Haken, ein 15 Pfünder liebäugelte mit den Maschen meines Keschers.



Ein massiger Spiegler von 26 Pfd 



Im Morgengrauen dann der nächste Biss, schon beim Anschlag merkte ich enormen Widerstand am anderen Ende der Leine. Nach aufregendem Drill lag er dann vor mir, ein 26er Spiegler in wunderschöner Färbung. Das war nicht schlecht, dachte ich mir, während ich die Rute neu auslegte. Ich zog die Schnur straff, im selben Moment bemerkte ich ein wackeln in der Rutenspitze. Schnurschwimmer. Zufall, dachte ich und ging ein paar Meter zum nächsten Baum, um mich zu erleichtern. Doch soweit kam ich nicht, nach drei Schritten hörte ich bereits den Bissanzeiger aufheulen! Anschlag, Widerstand, diesmal ein Schuppi, auch exakt 26 Pfd und extrem kompakt. Nach heissem Kampf umschlossen auch diesen Fisch die Maschen meines Keschers. Absoluter Wahnsinn, meine Schulter schmerzte bereits ein wenig. Eine halbe Stunde später schaute dann zum Abschluss dieser tollen Nacht auch noch ein 18-pfünder vorbei.



Ein wirklich prächtiges Tier! 



Keine 5 Minuten später noch ein Schuppi von 26 Pfd 



Auf dem Rückweg grinste ich dann doch zufriedener als sonst in den Rückspiegel, denn solche Tage und Nächte sind absolute Sternstunden und spärlich gesäht. Ich wünsche auch Ihnen, dass Sie in den Genuss einer solchen Sternstunde kommen. Es gibt nichts schöneres.
Ihr Lars Rentmeister



Ein extrem kompakter Fisch von nur 75cm Länge 



© Lars Rentmeister



Brassenansitz